Nr. 642
SENAT
SONDERSITZUNG 2019-2020
Aufgezeichnet im Präsidium des Senats am 15. Juli 2020
INFORMATIONSBERICHT
AUSGESTELLT
im Namen des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Verteidigung und Streitkräfte (1) über das Luftkampfsystem der Zukunft (Future Combat Air System, FCAS) ,
Von Ronan Le Gleut und Hélène Conway-Mouret,
Senatoren
DAS WESENTLICHE
Das Programm des künftigen Luftkampfsystems (FCAS) ist von wesentlicher Bedeutung für die Erneuerung der Kampfflugzeuge Frankreichs, Deutschlands und Spaniens bis 2040 (Zeitpunkt, an dem die Rafale und der Eurofighter Typhoon ihren Dienst einstellen). Auch für die Erhaltung der strategischen Autonomie und der industriellen und technologischen Verteidigungsbasis Europas ist es essentiell.
Mit dem Aufbau eines Luftkampfsystems der neuen Generation zusammen mit unseren deutschen und spanischen Partnern kann man über die besten Technologien verfügen und alle Bedrohungen der kommenden Jahrzehnte meistern.
Am Ende ihrer Arbeiten ermittelte die Mission vier Hauptherausforderungen für das FCAS-Programm: Anfang 2021 soll eine neue Stufe begonnen werden, um das Programm irreversibel zu machen; die Herausforderungen der Jahre 2040-2080 (voraussichtliche Laufzeit des FCAS) sollen bewältigt werden; die industrielle Zusammenarbeit soll so effektiv wie möglich gestaltet werden, wobei die Fallen einiger früherer Kooperationsprogramme vermieden werden; die europäische Dimension und die Existenz eines konkurrierenden Programms, Tempest, sollen berücksichtigt werden. Für jede dieser Herausforderungen legt die Mission konkrete Vorschläge vor.
I Das FCAS-Programm bis Mitte 2021 irreversibel machen
Das FCAC-Programm ist für die kommenden Jahrzehnte unverzichtbar und strukturierend . Das derzeitige finanzielle Engagement mit einem ersten Vertrag über 65 Millionen Euro für die Gemeinsame Konzeptstudie und einem zweiten Vertrag über 155 Millionen Euro für die Stufe 1A der Entwicklung des Demonstrators ist jedoch zu gering, um eine Umkehr zu verhindern. Die Verhandlungen zur deutsch-französischen Vereinbarung über die erste Stufe des Programms waren mühsam. Es ist weiterhin Vorsicht geboten, um sicherzustellen, dass das Programm nicht endgültig blockiert oder zu sehr verzögert wird. In diesem Zusammenhang sind die nächsten zwölf Monate entscheidend für ein neues Abkommen, insbesondere bei der Frage des gewerblichen Eigentums und der Säule Tarnkappentechnik“, und um die Umsetzung des Programms zu beschleunigen.
Vorschlag 1 : Die Unterzeichnung eines globalen Rahmenvertrags Anfang 2021 bevorzugen, um die Entwicklung des FCAS-Demonstrators bis 2025/2026 fortzusetzen, anstatt einer Reihe von Verträgen, die eine wiederholte politische Bestätigung erforderlich machen.
Vorschlag 2 : Das gegenseitige Verständnis zwischen den drei Partnern verbessern; eine gemeinsame Strategie für die Rüstungsindustrie“ einschließlich einer Vorausplanung der gemeinsamen Projekte festlegen und veröffentlichen.
Vorschlag 3 : Die drei Partner ermutigen, den FCAS-Zeitplan zu beschleunigen, damit er Teil der Pläne zur wirtschaftlichen Erholung nach der Coronavirus-Zeit wird. Den Abschluss des Programms vor 2040 planen.
Vorschlag 4 : Den deutschen Partner auffordern, mit dem spanischen Partner ein Abkommen über Waffenexporte ähnlich wie mit Frankreich zu unterzeichnen.
II Die erforderlichen Technologien entwickeln, um das FCAS 2040 wirklich revolutionär zu machen.
Das FCAS soll bis 2040 die derzeitigen Luftkampfsysteme (Rafale und Eurofighter) ersetzen und bis 2080 oder sogar noch länger im Einsatz bleiben. Die rasche Entwicklung der Technologien im Bereich der Kampfluftfahrt, aber auch der künstlichen Intelligenz, des Datenaustauschs, der Kampf-Cloud, der elektronischen Kriegsführung und der Hypervelocity-Raketen, sowie die Bemühungen unserer wichtigsten Gegner und Verbündeten, immer noch leistungsfähigere Systeme zu entwickeln, machen einen Blick über das Jahr 2040 hinaus erforderlich. Die Herausforderung besteht darin, die Entwicklung eines Kampfsystems zu vermeiden, das bereits bei seiner Inbetriebnahme veraltet wäre . Auch die ethische und juristische Dimension der künstlichen Intelligenz sollte in dem Programm berücksichtigt werden.
Vorschlag 5 : Die künstliche Intelligenz als transversale Säule“ des FCAS betrachten, die mit einem möglichst breiten Anwendungsbereich entwickelt werden muss. Wiederaufnahme der internationalen Diskussionen über Letale Autonome Waffensysteme (LAWS), um einen klaren Rechtsrahmen im Einklang mit der Ethik und den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts zu erreichen.
Vorschlag 6 : Die Säule Kampf-Cloud“ als Priorität auf derselben Ebene wie Flugzeug und Triebwerk betrachten. Ab sofort die Integration der FCAS-Kampf-Cloud mit dem Scorpion Command and Information System (CIS) vorbereiten.
Vorschlag 7 : Die notwendigen Investitionen durchführen, um den für 2026 geplanten Demonstrator mit dem M88-Motor (der Rafale) oder seiner Weiterentwicklung auszurüsten.
Vorschlag 8 : Die höchstmögliche Leistung anstreben und dabei von Anfang an die Umweltanliegen in das FCAS-Programm integrieren.
III Für eine effektive und ausgewogene industrielle Zusammenarbeit
Die Erfahrung mit bestimmten internationalen Programmen zur Zusammenarbeit der Verteidigung, wie z.B. A400M, hat beim FCAS zur Schaffung einer stark strukturierten industriellen Organisation geführt. Sie gliedert sich in sieben Säulen: Flugzeug, Triebwerk, Remote Carriers“ (ferngesteuerte oder angeschlossene Effektoren), Kampf-Cloud, Simulation/Kohärenz und bald auch Tarnkappentechnik und Sensoren. Für jede dieser Säulen wurden ein Innovationsführer und ein Hauptpartner bestimmt. Zwar kann Frankreich auf seine führenden Rüstungshersteller zählen, die ihr Know-how in den wichtigsten vom Programm betroffenen Bereichen bereits unter Beweis gestellt haben. Im Interesse des industriellen Gesamtgleichgewichts darf aber die Positionierung der Unterauftragnehmer nicht unterschätzt werden . Auch die Frage des gewerblichen Eigentums muss im Einklang mit den wichtigsten Grundsätzen, die bereits im deutsch-französischen Abkommen vom Dezember 2019 bestätigt wurden, geregelt werden .
Vorschlag 9 : Während der gesamten Dauer des FCAS-Programms das Prinzip des Besten Athleten (oder Best Athlete“: derjenige, der seine Kompetenz bereits unter Beweis gestellt hat, erhält die führende Rolle), unterstützen, um Fehler im A400M-Programm zu vermeiden und gleichzeitig wachsam zu bleiben hinsichtlich der Teilnahme der französischen Verteidigungs-KMU/Midcaps am Programm.
Vorschlag 10 : Die Position des spanischen Partners in der Säule Sensoren“ stärken.
Vorschlag 11 : Beim geistigen Eigentum den Hintergrund“ der Industriellen schützen. Eine ausgewogene Nutzung des Vordergrundes“ (Technologien, die während der Entwicklung entstehen) vorsehen: jedem der teilnehmenden Länder die Möglichkeit garantieren, das Projekt FCAS nach seiner Inbetriebnahme zu erhalten und weiterzuentwickeln; einen angemessenen Schutz der Innovationen gewährleisten.
Vorschlag 12 : Integration von ONERA in das FCAS-Programm auf einem angemessenen Niveau angesichts der herausragenden Kompetenzen dieser Forschungsstelle bei Kampfflugzeugen. Die Industriellen ermutigen, ONERA für die Untervergabe zu nutzen.
IV Dem FCAS-Programm eine europäische Dimension verleihen
Auch wenn das FCAS-Programm derzeit ein deutsch-französisch-spanisches Projekt ist, muss die Möglichkeit, Synergien mit den europäischen Verteidigungsinstrumenten zu finden und das Ziel der Exportfähigkeit dazu führen, zum gegebenen Zeitpunkt eine Ausweitung der Zusammenarbeit ins Auge zu fassen. Außerdem wäre es unklug, das Tempest-Programm nicht zu berücksichtigen.
Vorschlag 13 : Sich bemühen, das FCAS-Programm in seinen weiteren Stufen (nach 2026) auf neue europäische Länder auszuweiten. Synergien mit den europäischen Verteidigungsinstrumenten (EDIDP, PESCO, EVF) entwickeln, insbesondere im Hinblick auf die Einführung europäischer Interoperabilitäts-Standards.
Vorschlag 14 : Die parallele Existenz von Tempest als Konkurrent des FCAS berücksichtigen, wobei die Koexistenz von zwei Programmen den Aufbau der europäischen technologischen und industriellen Verteidigungs-Basis (EDTIB) erschwert.
LISTE DER VORSCHLÄGE
Vorschlag 1 : Die Unterzeichnung eines globalen Rahmenvertrags Anfang 2021 bevorzugen, um die Entwicklung des FCAS-Demonstrators bis 2025/2026 fortzusetzen, anstatt einer Reihe von Verträgen, die eine wiederholte politische Bestätigung erforderlich machen.
Vorschlag 2 : Das gegenseitige Verständnis zwischen den drei Partnern verbessern; eine gemeinsame Strategie für die Rüstungsindustrie“ einschließlich einer Vorausplanung der gemeinsamen Projekte festlegen und veröffentlichen.
Vorschlag 3 : Die drei Partner ermutigen, den FCAS-Zeitplan zu beschleunigen, damit er Teil der Pläne zur wirtschaftlichen Erholung nach der Coronavirus-Zeit wird. Den Abschluss des Programms vor 2040 planen.
Vorschlag 4 : Den deutschen Partner auffordern, mit dem spanischen Partner ein Abkommen über Waffenexporte ähnlich wie mit Frankreich zu unterzeichnen.
Vorschlag 5 : Die künstliche Intelligenz als transversale Säule“ des FCAS betrachten, die mit einem möglichst breiten Anwendungsbereich entwickelt werden muss. Wiederaufnahme der internationalen Diskussionen über Letale Autonome Waffensysteme (LAWS), um einen klaren Rechtsrahmen im Einklang mit der Ethik und den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts zu erreichen.
Vorschlag 6 : Die Säule Kampf-Cloud“ als Priorität auf derselben Ebene wie Flugzeug und Triebwerk betrachten. Ab sofort die Integration der FCAS-Kampf-Cloud mit dem Scorpion Command and Information System (CIS) vorbereiten.
Vorschlag 7 : Die notwendigen Investitionen durchführen, um den für 2026 geplanten Demonstrator mit dem M88-Motor (der Rafale) oder seiner Weiterentwicklung auszurüsten.
Vorschlag 8 : Die höchstmögliche Leistung anstreben und dabei von Anfang an die Umweltanliegen in das FCAS-Programm integrieren.
Vorschlag 9 : Während der gesamten Dauer des FCAS-Programms das Prinzip des Besten Athleten (oder Best Athlete“: derjenige, der seine Kompetenz bereits unter Beweis gestellt hat, erhält die führende Rolle), unterstützen, um Fehler im A400M-Programm zu vermeiden und gleichzeitig wachsam zu bleiben hinsichtlich der Teilnahme der französischen Verteidigungs-KMU/Midcaps am Programm.
Vorschlag 10 : Die Position des spanischen Partners in der Säule Sensoren“ stärken.
Vorschlag 11 : Beim geistigen Eigentum den Hintergrund“ der Industriellen schützen. Eine ausgewogene Nutzung des Vordergrundes“ (Technologien, die während der Entwicklung entstehen) vorsehen: jedem der teilnehmenden Länder die Möglichkeit garantieren, das Projekt FCAS nach seiner Inbetriebnahme zu erhalten und weiterzuentwickeln; einen angemessenen Schutz der Innovationen gewährleisten.
Vorschlag 12 : Integration von ONERA in das FCAS-Programm auf einem angemessenen Niveau angesichts der herausragenden Kompetenzen dieser Forschungsstelle bei Kampfflugzeugen. Die Industriellen ermutigen, ONERA für die Untervergabe zu nutzen.
Vorschlag 13 : Sich bemühen, das FCAS-Programm in seinen weiteren Stufen (nach 2026) auf neue europäische Länder auszuweiten. Synergien mit den europäischen Verteidigungsinstrumenten (EDIDP, PESCO, EVF) entwickeln, insbesondere im Hinblick auf die Einführung europäischer Interoperabilitäts-Standards.
Vorschlag 14 : Die parallele Existenz von Tempest als Konkurrent des FCAS berücksichtigen, wobei die Koexistenz von zwei Programmen den Aufbau der europäischen technologischen und industriellen Verteidigungs-Basis (EDTIB) erschwert.
I. FCAS, EIN KOOPERATIONSPROGRAMM, DAS FüR DIE STRATEGISCHE AUTONOMIE EUROPAS NOTWENDIG IST
Das FCAS ist ein sehr ehrgeiziges Programm mit einer dreifachen Dimension: ein politisches Projekt , das mit der deutsch-französischen Freundschaft verbunden ist, der sich später Spanien anschloss, eine Antwort auf einen Kapazitätsbedarf , eine Initiative, die für die Erhaltung der strategischen Autonomie Frankreichs unerlässlich ist und zur Schaffung einer strategischen Autonomie Europas beiträgt. Aufgrund seiner Art als System der Systeme“ soll es eine innovative Antwort auf die Bedrohungen sein, denen die Streitkräfte bis 2040 ausgesetzt sind.
A. EIN GEMEINSAMER KAPAZITÄTSBEDARF ZWISCHEN FRANKREICH, DEUTSCHLAND UND SPANIEN BIS 2040.
1. Die Ersetzung der Rafale und des Eurofighters Typhoon
a) Der Kapazitätsbedarf
Der erste Grund für den Start des FCAS-Programms ist die Erfüllung eines Kapazitätsbedarfs der französischen, deutschen und spanischen Luftstreitkräfte bis 2040 .
Tatsächlich ist der Bedarf der drei Länder an der Erneuerung ihrer Kampfflugzeugausrüstung relativ deckungsgleich:
- auf französischer Seite besteht die Notwendigkeit, einen Nachfolger für die Rafale zu finden, die seit 1998/99 bei der Marine und seit 2006 bei der Luftwaffe im Einsatz ist und etwa 2060 ausgemustert werden soll. Das FCAS wird also nach und nach zunächst die Rafale F3R 1 ( * ) , die im Juli 2018 von der DGA qualifiziert wurde, und dann deren Folgeversion, die Rafale F4 ablösen, die eine verbesserte Konnektivität, verbesserte Fähigkeiten zur elektronischen Kriegsführung und eine größere Radareffizienz des Flugzeugs aufweist und damit einen ersten Schritt in Richtung FCAS darstellt. Das FCAS muss auch die Aufgabe der nuklearen Abschreckung übernehmen können ;
- auf deutscher Seite besteht die Notwendigkeit, die Nachfolge des Eurofighters zu regeln, der seit 2004 bei der Luftwaffe im Einsatz ist und etwa zeitgleich mit der Rafale ausgemustert werden sollte, nachdem er zwischenzeitlich verbessert wurde. Das neue System sollte es Deutschland ermöglichen, seine nuklearen Missionen zum Nutzen der NATO (B61-Gravitationsbomben, von Torandos P200 getragen) weiterhin durchzuführen;
- auf spanischer Seite Ersatz des Eurofighters, der 2010, 2014 und 2017 bestellt wurde. Es ist zu bemerken, dass die F/A-18A Hornet der spanischen ALA 46 auf den Kanarischen Inseln, die in den 1980er Jahren aus US-Beständen entnommen wurde, im Jahr 2025 ausläuft. Dasselbe gilt zu einem späteren Zeitpunkt für die etwa sechzig Flugzeuge desselben Typs, die später von der spanischen Luftwaffe erworben werden. Die spanische Marine setzt auch ein Dutzend AV-8 Harrier II-Flugzeuge des Flugzeugträgers Juan Carlos I ein. Um diesen Erneuerungsbedarf zu decken, könnte Spanien versucht sein, Exemplare der F35B zu erwerben, das einzige Flugzeug auf dem Markt, das vertikal vom Flugzeugträger abheben könnte. Bisher wurde diese Lösung jedoch nicht gewählt, einerseits wegen der europäischen Präferenz“ Spaniens und andererseits wegen der sehr hohen Kosten der F35B. Selbst wenn man sich für die F35B entscheiden würde, wäre dies wahrscheinlich keine Wahl, die Spanien endgültig in Richtung des amerikanischen Flugzeugherstellers lenken würde.
Das neue Luftwaffensystem, das die Nachfolge von Rafale und Eurofighter antreten wird, muss ein Mehrzwecksystem 2 ( * ) sein, das dem Kontext des Jahres 2040 und der folgenden Jahrzehnte bis zu seinem Rückzug, wahrscheinlich um 2080, angepasst ist. Es besteht allgemein Einigkeit darüber, dass dieser Kontext durch Es besteht allgemein Einigkeit darüber, dass dieser Kontext durch eine stärkere Bedrohung des Luftraums durch unsere Luftraumgegner mittels "Anti-Access / Area Denial" (A2/AD)-Strategien gekennzeichnet sein wird, die mit Hilfe von Detektionssystemen (Breitbandradar) und Raketenabwehrsystemen (z.B. die russische S400 und ihre Nachfolger) umgesetzt werden, die äußerst wirksam sind. Dadurch wird es unmöglich, in den feindlichen Raum einzudringen, auch wenn die Beherrschung der dritten Dimension für jede militärische Aktion, auch vom Boden, von wesentlicher Bedeutung bleibt.
Darüber hinaus muss das neue Kampfflugzeug in der Lage sein, sowohl die französische Atomwaffe als auch die von Deutschland implementierte NATO-Atomwaffe zu tragen, was sich auf seine noch zu spezifizierenden Eigenschaften auswirken wird.
b) Folgen für den zukünftigen Flugzeugträger
Größe und Gewicht des neuen Kampfflugzeugs haben Auswirkungen auf die Abmessungen des möglichen zukünftigen französischen Flugzeugträgers und auf die Größe der Raketen, die in Zukunft eingesetzt und entwickelt werden können.
Derzeit hat die Rafale Marine eine Spannweite von 10,90 Metern, eine Länge von 15,27 Metern, ein Leergewicht von 10 Tonnen und ein Maximalgewicht von 24 Tonnen mit Bewaffnung. Der NGF wird aus mindestens drei Gründen schwerer sein: Er muss mehr Arbeitskräfte tragen können, er muss eine größere Flugreichweite haben, und seine Tarnung wird wahrscheinlich ein gewisses Volumen an Raketenbunkern erfordern.
Zum Vergleich: Das amerikanische Stealth-Kampfflugzeug F22 hat eine Spannweite von 13,56 Metern, ist 18,9 Meter lang, wiegt unbeladen 20 Tonnen und voll beladen bis zu 35 Tonnen. Das in Le Bourget vorgestellte NGF-Modell war 18 Meter lang. Admiral Christophe Prazuck, Chef des Marinestabs, nannte bei seiner Anhörung im Senat am 23. Oktober 2019 ebenfalls ein Gewicht von etwa 30 Tonnen für den NGF und größere Abmessungen als die der Rafale, was einen Flugzeugträger impliziert, der viel größer und schwerer ist als der Charles de Gaulle. Die vorgesehene Größenordnung läge somit bei 70.000 Tonnen für einen Flugzeugträger von 280 bis 300 m Länge, gegenüber 42.000 Tonnen und 261 Metern für den derzeitigen Flugzeugträger.
2. Ein souveränes“ Flugzeug behalten, Spitzenkompetenzen aufrechterhalten.
Wenn die Entwicklung eines europäischen Flugzeugs nicht heute auf den Weg gebracht wird, werden Frankreich und Deutschland wahrscheinlich im Jahr 2040 eine nicht-souveräne Lösung finden müssen. Es wird dann wahrscheinlich die F35 sein, die bis etwa 2080 in Betrieb bleiben soll, oder einer ihrer amerikanischen Nachfolger.
Frankreich würde damit auf seine strategische Autonomie verzichten. Es würde auch einen Teil seiner industriellen und technologischen Verteidigungsbasis aufgeben. Denn es gilt zu beachten, dass Frankreich neben den USA und Russland das einzige Land ist, das ein Kampfflugzeug komplett selbst produzieren kann.
Gleiches gilt für Deutschland. Trotz seiner traditionell günstigeren Haltung gegenüber den USA bei diesem Thema hat Deutschland im April 2020 beschlossen, für die Erneuerung seiner Tornado-Flotte 93 Eurofighter-Kampfflugzeuge (BAE Systems, Airbus und Leonardo) und 45 amerikanische F-18 (Boeing) zu kaufen, die die amerikanische Atombombe tragen können, und nicht die F-35 , wie die Amerikaner sie gedrängt hatten, mit dem Argument, dass nur ein amerikanisches Flugzeug die Bombe tragen könne (obwohl selbst der Tornado, derzeitiger Träger innerhalb der deutschen Streitkräfte, ein europäisches Flugzeug ist).
Darüber hinaus wäre der Verzicht auf strategische Autonomie, der sich aus dem Fehlen eines neuen Luftkampfsystemprogramms oder aus einem zu späten Start ergeben würde, wahrscheinlich endgültig . Tatsächlich wäre es für die europäischen Hersteller, insbesondere Flugzeug- und Triebwerkshersteller, sehr schwierig, eine Flugzeuggeneration zu überspringen. Die in diesem Bereich erforderlichen Spitzenqualifikationen können nur durch die effektive Teilnahme an Industrieprogrammen aufrechterhalten werden. Insbesondere für die beiden wichtigsten französischen am NGF 3 ( * ) -Projekt beteiligten Hersteller, Dassault und Safran, geht das letzte militärische Programm mit der Rafale auf die 1980er Jahre zurück. Der Flugzeughersteller hat seit dieser Zeit kein neues Kampfflugzeug mehr entwickelt, ebenso wenig wie der Triebwerkshersteller seit dem M88-Triebwerk der Rafale kein komplettes Triebwerk (heiße und kalte Teile) produziert hat. Es ist daher dringend erforderlich, dass die beiden Hersteller an einem neuen Großprojekt arbeiten und dabei alle Kompetenzen mobilisieren, die für die Herstellung eines kompletten Flugzeugs erforderlich sind.
Die Safran-Vertreter und der CEO von Dassault bezeichneten das FCAS als neues Luftkampfsystemprogramm bei ihrem Gespräch mit den Berichterstattern, ein existenzielles Projekt“. Dieser existenzielle Charakter für die strategische Autonomie Europas rechtfertigt letztlich voll und ganz die Tatsache, dass der geäußerte Bedarf nicht durch ein von der Stange“ gekauftes Flugzeug gedeckt wird. Umgekehrt hatte der A400M möglicherweise nicht den gleichen existenziellen“ Charakter für Airbus (wie der Rechnungshof in seinem Bericht über die Durchführung von Rüstungsprogrammen aus dem Jahr 2010 feststellt).
Zu beachten ist auch, dass der internationale Trend“ in Bezug auf Kampfflugzeuge zu souveränen Programmen geht. Viele Regionalmächte haben nämlich beschlossen, ihre eigenen Kampfflugzeuge zu entwickeln , insbesondere in Asien, sowohl aus Souveränitätsgründen, als auch zur Entwicklung einer lokalen Industriestruktur. Dies ist der Fall von China mit der Chengdu J-20, einem zweistrahligen Tarnkappenflugzeug; Südkorea, das in Zusammenarbeit mit Indonesien ein Kampfflugzeug, die KF-X, entwickelt; Indien, das über den einheimischen Industriekonzern Hindustan Aeronautics die HAL AMCA entwickelt; Japan, das ebenfalls ein Tarnkappenflugzeug entwickelt (da es nicht in der Lage war, die F22 zu erwerben, deren Export die Amerikaner abgelehnt haben); Türkei und Iran. Das Festhalten der FCAS-Mitgliedsländer an ihrer strategischen Autonomie wird daher weitgehend geteilt.
* 1 Dieser neue Standard wird es der Rafale ermöglichen, die mit dem EASA-Radar RBE2 verbundene Luft-Luft-Langstreckenrakete METEOR mit einer aktiven Antenne zu tragen, um etwa 100 Kilometer entfernte Ziele zu bekämpfen. Auch der Einsatz des TALIOS-POD wird damit möglich werden. Diese neue Rafale-Version ist auch mit einem mit Modus 5 / Modus S kompatiblen IFF-Abfragesystem und einem AGCAS-System (Automatic Ground Collision Avoidance System) ausgestattet. Link 16, das EASA-RBE2-Radar und das elektronische Kriegsführungssystem SPECTRA wurden aufgerüstet. Zusätzlich zur METEOR-Rakete wird die Rafale in der Lage sein, lasergelenkte GBU-16-Bomben (500 kg) sowie modulare Luft-Boden-Waffen (AASM) Block 3 zu tragen.
* 2 Gegenwärtig ist die Rafale von ihrer Konstruktion her ein Mehrzweck-Kampfflugzeug (oder sogar Allzweck-Kampfflugzeug, laut Dassault Aviation), während der Eurofighter ein Luftüberlegenheitsflugzeug ist, das erst vor kurzem für Luft-Boden-Einsätze angepasst wurde.
* 3 Die next generation fighters (Kampfflugzeuge der nächsten Generation), die zusammen mit den Fernlenkflugkörpern (UAVs) und der tactical cloud“ die Elemente des zukünftigen NGWS (New Generation Weapon System) bilden, das seinerseits das Herzstück des FCAS ist: siehe Seite ff.